Eine der Dinge, die wir in neuen Städten immer wieder gerne machen, ist ein Besuch im Zoo. Nürnberg sollte da keine Ausnahme sein, den hier gibt es den Tiergarten Nürnberg.
Der Tierpark liegt etwas außerhalb, ist allerdings mit der Straßenbahn gut angebunden. Daher konnten wir, nachdem wir uns fertig gemacht hatten, einfach zur nahen Station am Hauptbahnhof gehen und eine der sehr sauberen und bequemen Bahnen der Linie 5 nehmen.
In weiser Voraussicht hatten wir in Nürnberg nur die Übernachtung gebucht, also ohne Frühstück. Daher haben wir uns am Bahnhof noch mit einer Brezel mit Leberkäse eingedeckt. Lecker, auch wenn der Schnittlauch schwierig zu essen war, denn … psst .. eine Brezel hat Löcher! Naja, die Vögel am Tiergarten haben sich gefreut.
Im Vorfeld hatten wir uns informiert, wie die aktuellen Corona-Beschränkungen im Zoo waren. Letztendlich musste man nur auf Abstand achten (selbstverständlich) und es gab viele Stellen zum Desinfizieren (auch selbstverständlich). Und die Parkbahn fuhr nur einmal im Kreis (un-end-schuldlich!)
Na gut, also gehen wir zu Fuß. Was im Tiergarten Konsequenzen hat, denn mit etwa 65 Hektar ist dies der zweitgrößte Zoologische Garten Deutschlands (nach dem Tiergarten in Berlin). Also viel zu Fuß gehen war angesagt.
Der Tiergarten hat eine Tradition bis in MIttelalter, wo es bereits einen Burggräflichen Tierpark gab. Im Rahmen der bayrischen Landessaustellung 1912 wurde dann am Luitpoldhain ein Tiergarten nach dem Vorbild von Hagenbecks Tierpark gebaut. Durch die Machtübernahme durch die NSDAP 1934 wurde das Gelände dort aber für den Ausbau des Reichsparteitagsgeändes benötigt, also wurde innerhalb von 2 Jahren der heutige Tiergarten gebaut und eröffnet.
Im 2. Weltkrieg wurde auch hier fast alles zerstört, denn Nürnberg hatte eine strategische Bedeutung für die Aliierten, sodass hier die Bomben auf fast alles geworfen wurden. Der Wiederaufbau in den 50er Jahren ist im Grunde genommen nie abgeschlossen, denn seit vielen Jahren versucht man die alten Gehege durch moderne Anlagen zu ersetzen, in denen die Tiere mehr Auslauf haben und nicht nur in einem Käfig eingesperrt sind. Vorweg: So etwas haben wir nur bei den Vögeln gesehen.
Viele Besucher waren an dem Tag und zu dieser Uhrzeit nicht unterwegs – nur viele Eltern mit Kindern und ein paar Rentner, die den Zoo für ihren Morgenspaziergang nutzten.
Das erste größere Gehege waren die Seelöwen und die Delfine / große Tümmler. Nachbarn in dem relativ großen Pool, aber durch einige Tore getrennt. Was die Seelöwen neugierig machte, was da auf der anderen Seite passierte, war ein Tümmler, der mit einer Boje spielte und sie durch die Gegend warf.
Der Park selber hat sehr verschlungene Pfade, sodass man oft ganz alleine war – sehr angenehm. Und nach einer Kurve fand man immer ein neues Gehege mit Tieren. Die oft sogar zu sehen waren und man nicht erst das Spiel „Wo ist das Tier?“ spielen musste.
Essen in der Nähe der Besucher hilft natürlich auch.
Hier die Somali-Wildesel beim Frühstück. Diese Tiere gelten als eine von 3 Stammformen aller Hauseselrassen und ist die einzige, die überlebt hat. Sind also quasi die Vorfahren von Cappuccino und Mocca.
Der Somali-Wildesel ist eines der seltensten Tiere überhaupt und steht in freier Wildbahn unmittelbar vor der Ausrottung. Der Bestand wird auf ca. 400 Tiere geschätzt.
Den Exemplaren hier ging es einigermaßen gut, zumindest sah es so aus. So kommunikativ wie unsere Wander-Esel waren sie allerdings nicht.
Da war es gegenüber beim Dammwild anders – dort wurde geröhrt was die Kehler hergibt.
Das waren Sika-Hirsche, die wir ja auch aus Japan kennen. Glücklicherweise hatten wir hier keine „Deer Crackers“, sodass wir uns auch nicht gegen den Kameraden dort verteidigen mussten.
Als nächstes kam der Streichelzoo und von dort hörten wie großen Lärm. Dies lag daran, dass dort eine Schulklasse (7. oder 8. Klasse) lautstark irgendwelche Spiele spielte – unter der relativ passiven Aufsicht des Lehrers. Wir fanden das so mittel-gut, denn die Pubertierenden waren doch schon laut. Fanden auch die Pfleger, von denen einer beim Weggehen meinte „Das schöne am Tiergarten ist ja die Ruhe, die man hier hat …“.
Wir gingen schnell weiter, denn wir wollten zu den Eisbä … ESEL!
Etwas abseits (und damit ruhiger) war eine kleine Eselherde. Gemischte Poitous, Hauselse und noch eine andere Rasse, die wir nicht erkannt haben.
Die Herde war etwas in Aufruhr, denn es war Essenszeit. Wie man an der herausgestreckten Zunge des Esels im Hintergrund sehen kann, wurde bereits um die besten Stellplätze gekämpft.
Wir fanden das so faszinierend, dass wir fast eine halbe Stunde dort stehen geblieben sind. Die Esel hatten alle ihre eigenen Strategien möglichst viel Heu ungestört essen zu können. Beziehungsweise ihren Platz zu verteidigen.
Das ging von aktiver Aggression (Beißen und Treten) über passiver Aggression (so lange drängeln, bis man zwischen zwei Eseln durchpasst und zum Heu kommt) bis hin zur Erkenntnis „Der Klügere gibt nach“.
Daneben eine neue Tierart, die wir noch nicht kannten: Der Kulan.
Der Kulan ist eine Unterart des asiatischen Wildesels, ist stark gefährdet, genügsam und sehr scheu. Und hatte ein kleines Fohlen in der Herde – sehr süß!
Daneben Pandas – rote zwar „nur“, aber immerhin. Die Kollegen flohen aber sobald wir ankamen, was wir doch recht persönlich nahmen.
Pinguine gab es natürlich auch, hier vermissten wir unseren Lieblingszoo in Edinburgh schon sehr. Dieser hat ja ein sehr großes Pinguin-Gelände und natürlich unseren Liebling: Sir Nils Olaf!
Das mit dem „Zunge rausstrecken“ können übrigens nicht nur die Esel.
Wir fanden das nicht nett und gingen daraufhin in das Zoo-Restaurant. Dort gab es keine freie Sitzplatzwahl, sondern man bekam beim Eingang einen Tisch zugewiesen. In der Theorie gut, nur war unser Tisch belegt – warum Menschen nicht in der Lage sind, sich einfach dort hinzusetzen wo man soll, erschließt sich uns nicht so wirklich. Erst Recht, wenn darüber eine Kontaktverfolgung ermöglicht werden soll.
Na gut, war ja genug Platz und so setzten wir uns hin für etwas Kuchen und ein warmes Getränk.
Beziehungsweise dann ein kaltes.
So aufgewärmt ging es dann weiter durch die Weiten des Tiergartens. Am Ende sollten hier alleine knappe 9 Kilometer auf dem Tacho stehen.
Als nächstes kamen die Vögel Vollieren. Das finden wir ja eigentlich oftmals noch zu eng für die Tiere, aber die Adler zu nahe zu sehen war schon beeindruckend.
Laute Gebrüll machte dann auf die nächsten Tiere aufmerksam: Herr und Frau Löwe.
Sie hatte eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Gatten eingenommen und beobachtete nur …
… wie ihr Gatte sein Testosteron durch hin- und herlaufen sowie Gebrüll abbauen musste.
Nix mit kleinen Löwen heute, diese Tatsache gefiel ihm nicht so wirklich.
Uns wurde langsam kalt, also machten wir uns auf zum Ausgang. Heute stand noch ein weiterer Programmpunkt auf dem Plan, also wollten wir auch nicht den ganzen Tag hier verbringen, obwohl das durchaus möglich war.
Auf dem Weg sagten wir dann auf ein Mal: Die Tiere kommen uns bekannt vor!
Tatsächlich: Takine! Zuletzt haben wir diese in Bhutan aus großer Entfernung im Park in Thimphu gesehen.
Viel Bewegung gab es dann aber nicht, also weiter zum Ausgang. Dort wurden wir von einer Giraffe verabschiedet und machten uns auf zur nahen Bushaltestelle.
Schöner Zoo, der schon viele Gehege etwas tiergerechter umgebaut und nach dem Motto „Weniger Tiere ist mehr“ auch umgestaltet hat.