Gestern Abend hatten wir ja ein wenig geschlemmt und waren auch relativ spät im Hotel. Das war aber irgendwie geplant, denn die heutige Etappe war einer der kürzesten mit geplanten 40 Kilometern. Entsprechend legten wir uns, nachdem wir die Koffer um 9 Uhr zur Abholung bereit gestellt und danach gefrühstückt hatten, noch einmal aufs Zimmer und ruhten uns aus. Bzw. sortierten Fotos, suchten Biergärten oder andere Dinge zum Anhalten. Was man halt so macht.
So gegen 11 Uhr ging es dann los an einem sonnigen Dienstag. Da der Donau-Radweg nördlich an Straubing vorbeiführt, mussten wir gemeinsam mit zwei großen Gruppen von Radlern erst einmal wieder dort hin. Da in den Gruppen ältere und sehr junge Radler dabei waren, die nicht besonders gerade fuhren, haben wir ihnen auf der Brücke erst einmal was Vorsprung gegeben.
Kurz danach überholten wir aber beide Gruppen.
Bei unserer Planung hatten wir uns ein, zwei potentielle Haltepunkte ausgesucht. Der erste davon war im 12 Kilometer entfernten Bogen, wo auf dem (passend benannten Bogenberg) ein Biergarten „Zur schönen Aussicht“ sein sollte. Den Weg, den wir uns aber dorthin überlegt hatten, entpuppte sich als Wandersteig und selbst zum Schieben unserer doch etwas schwereren Räder zu steil. Einen größeren Umweg zur dort hinaufführenden Straße hätte an einer Bundesstraße entlanggeführt und das war uns zu blöde.
Also machten wir an der nächsten Möglichkeit Rast. Und das war diese wunderschöne, zwei Mal am Tag angefahrene Bushaltestelle.
Eigentlich sollte der Donau-Radweg durch eine Art Polder-Areal führen – immer an der Donau entlang bis zu einem Ort namens Mariaposching, vor dem es sogar einen Donaustrand geben soll.
Eigentlich, denn …
Das war unser erster vollständig ausgeschilderte Rad-Umweg. Das war einerseits schade, denn die Umleitung führte weit von der Donau weg und durch kleinere Orte nördlich der Donau.
Andererseits kamen wir durch einen Ort namens „Welchenberg“ und der kam Jens komisch bekannt vor. Und warum das so war, fanden wir kurze Zeit später.
Im Gasthof Buchner, ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern, waren wir vor 5 Jahren in 2015 auf unserem Weg nach Wien Essen. Das war damals die erste „Wir brauen ein Bier in Wien und holen es dann mit dem Auto ab“-Tour, die wir leider noch nachbloggen müssen (steht auf der ToDo-Liste zu dem Zeitpunkt, wo das hier geschrieben wird).
Hatte leider auch zu, denn der Biergarten sieht sehr schön aus und hätte uns sehr gefallen.
Da dies eine Umleitung war, war auch die Infrastruktur dementsprechend nicht vorhanden. Auf dem Donau-Radweg gibt es gerade auf den Deichen ab und zu wenigstens Bänke zum hinsetzen. Da unser Weg mitten durch Felder führte war da nix.
Aber gut, immerhin Teer unter den Rädern und kein Wind – das ist ja auch schon was.
Am östlichen Ende von Mariaposching (und damit vom Donau-Strand entfernt) kamen wir wieder auf den eigentlichen Radweg. Also hier auch noch eine kurze Pause eingelegt und zwei älteren Herren beim Donau-Schwimmen zugeschaut. Was in ihrem Fall bedeutete: Zu Fuß die sehr wenig Wasser führende Donau durchwaten und in der Fahrrinne der Schiffe schwimmen. Schienen sie nicht zum ersten Mal zu machen, daher hat der kleine Rest DLRG-Rettungsschwimmer in Jens nicht so stark protestiert – denn das macht man nicht!
Tja und dann kam auch schon die A3 bei Deggendorf in Sicht, wo wir vor etwa einer Woche noch mit dem Auto gefahren sind.
Da wird sehr gut in der Zeit lagen (unsere Reisegeschwindigkeit hat sich inzwischen auf über 17 km/h im Schnitt erhöht) ergab eine kleine Suche, dass quasi direkt an unserem Weg das „Ankerstüberl“ liegt. OK, eigentlich wollten wir zu einem schicken Beach-Club direkt an der Donau etwas weiter.
Aber das Ankerstüberl entpuppte sich als wunderschöner Biergarten mit sehr gutem alkoholfreien bzw. (was viele Brauereien hier produzieren) alkoholarmen Bier. Hier Hutthurmer Bier aus … nun Hutthurm bei Passau.
Kurz nach uns überfiel eine 8 köpfige Seniorengruppe zwischen 60 und 80 auf einer Radtour den Biergarten. Und das war ganz witzig, denn die Damen reden in einer Tour durcheinander und hatten einen Mordsspaß.
Eigentlich wollten wir uns ja nur was ausruhen und warten, bis wir auf das Hotelzimmer kommen (wir waren nämlich viel zu früh). Aber wenn die beiden, auch etwas älteren, Bedienungen die frisch geräucherte Forelle so anpreisen …
Verdammt war das gut! Und schnell weg.
Hier hätten wir es noch eine Weile aushalten können. Insbesondere die eine Bedingung, von uns auch liebevoll „laufende Speisekarte“ genannt da sie auf die Frage „Kann ich eine Speisekarte haben?“ die gesamte Speisekarte aufsagte war wunderbar.
Aber wir hatten ja noch wieder ein Abendessen und am Ende versumpft man hier noch und überhaupt.
Spannende, einfache und nicht zuletzt wegen des Umweges abwechslungsreiche 44 Kilometer lagen hinter uns.
Unser Hotel war das Höttl mitten in der Innenstadt, ein sehr schönes, fast schon luxuriöses Hotel. Mit kleinen aber netten Zimmern und einem schönen Biergarten.
Mit Augustiner vom Fass – ab jetzt nämlich kein Radfahren mehr.
Kurz was zu Deggendorf: Die Kreisstadt hat 33.000 Einwohner und wird auch „Tor zum Bayrischen Wald“ genannt. Und hat innerhalb der Stadt Höhenunterschiede von bis zu 800 Metern.
Wir haben uns daher mehr oder weniger nur in der Innenstadt bewegt die uns vom Aufbau sehr an Straubing erinnert hat.
Auf dem Weg zum Restaurant kamen wir an dieser öffentlichen Hundeschule vorbei. Wohl eine Art Abhärtungstraining für die Hunde, da doch viele Menschen und Autos hier vorbeifuhren.
Unsere Wahl für den Abend war das Restaurant „Zur Knödelwerferin„. Die Geschichte dahinter ist, dass 1266 bei der Belagerung der Stadt durch Ottokar von Böhmen. Die Menschen in der Stadt waren nach der wochenlangen Belagerung geschwächt und am Ende ihrer Kräfte. Die Bürgerwehr wurde von den Frauen mit Essen versorgt und eines Abends als die Bürgerfrauen das Essen zu den Truppen brachten, sahen sie einen böhmischen Spion. Dieser wollte auskundschaften, wie es um die Truppen in der Stadt und ihre Moral steht. Geistesgegenwärtig warfen die Frauen mit ihrem Essen und trafen den Spion mit den Knödeln. Dieser zog ab und berichtete, dass die Stadt noch über soviel Essen verfügt, dass sie sogar damit werfen können. Überzeugt, dass die Belagerung so noch zu lange dauern würde, zogen die Truppen dann ab.
Ob das wirklich stimmt, keine Ahnung. Aber die Deggendorfer bezeichnen sich selber als „Knödelstädter“, also finden sie diese Geschichte auf jeden Fall gut.
Das Restaurant war leicht gefunden und wir fanden auch unseren Tisch selber. Was uns schon hier auffiel: Die Bedingungen waren etwas überfordert und nicht besonders aufmerksam. Vielleicht haben sie nicht damit gerechnet, dass auch die vor dem Eingang vorhandenen Tische fast vollständig besetzt waren, vielleicht ist eine Bedienung ausgefallen – auf jeden Fall war es auffällig.
Das Essen begann mit einer Auswahl an Cremes und Brot. Die Cremes waren ok bis sehr gut – ein guter Start.
Als Hauptgang hatte Meike Rückenstraks vom Mangalitza-Schwein mit Kürbis und Risotto mit getrockeneten Steinpilzen.
Jens hatte rosa gebratene Rückensteaks auf Dirndlbirnensoße mit Kürbisnockerl und Kürbisspalten.
Dazu gab es gute Biere – witzigerweise auch von Brandy Bräu, genauso wie gestern in Straubing.
Das Resümee war zwiegespalten: Einerseits war das Essen wirklich gut. Anderseits war die Bedienung beziehungsweise die Nicht-Aufmerksamkeit derselben schon nervig.
Aber: Gut gegessen, den Tag gut geradelt, schönes Wetter, wenig Muskelkater – alles gut!