Nachdem wir uns einen Tag in Regensburg ausgeruht haben, ging es nach einem erneuten vorgebuchten Frühstück ab aufs Rad. Mit entsprechender … Angst vor dem, was unsere Hintern davon halten würden.
Die Räder standen sicher und trocken in einer Abstellkammer im Hinterhof des Hotels. Und dort holten wir sie dann mit etwas Rangier-Arbeit heraus. Alles unter Maske, denn … Corona!
Heute was Montag, was bedeutete: Die am Samstag noch berstend vollen und Sonntag auch gut gefüllten Straßen waren sehr frei. Was dann auch für die Steinerne Brücke galt, über die wir wieder auf den Donau-Radweg fuhren. Gute Gelegenheit für noch ein paar Fotos, solange man noch fit ist.
Die Route führte an der Nordseite der Donau (hier in Regensburg ist der nördlichste Punkt der Donau erreicht) über die Regen, den Fluss, der der Stadt den Namen gegeben hat. Hier war ein Teil der Strecke gesperrt, weswegen wir einen (teilweise illegalen) Weg über das Gelände der Uni Regensburg nehmen mussten. Ging aber ohne Probleme.
Danach ging es wieder runter an die Donau und auf einen, glücklicherweise geteerten, Radweg. Das Wetter war angenehm, keine Schotterpiste, kein Gegenwind. Und das Sitzen auf dem Sattel ging auch überraschend gut.
Weiter ging es, sehr entspannt, an der Donau in Richtung Donaustauf. Wir wurden nur ab und zu von E-Bikern überholt und überholten im Überschwang auch einige selber.
In Donaustauf steht ein weiteres Denkmal über den Sieg der Deutschen gegen Napoleon: Die Walhalla. Hier werden mit Marmorbürsten und Gedenktafeln berühmte Deutsche geehrt, anfangs noch auf Befehl Ludwig I.. Dieser gab das Bauwerk, genauso wie die vor einigen Tagen besuchte Befreiungshalle in Kelheim, in Auftrag.
Genau wie die anderen Denkmäler, Schlösser und anderes steht dieses Ding aber auf einem Berg.
Und da wir keine Lust hatten, da mit Sattel- und Lenkertaschen hinauf zu gehen (oder die Sachen unbewacht zu lassen), kam das auf unsere Ideen-Liste für später. Wir dagegen fuhren weiter und suchten uns eine schöne Bank in der Sonne mit Blick auf die Donau.
Die heutige Etappe versprach etwas über 50 Kilometer, also etablierten wir wieder unseren „Alle 10 Kilometer eine Pause“-Plan und nahmen das auch sehr, sehr ernst.
Memo an Zukunfts-Jens: Tragbares Kissen kaufen, sodass Du nicht mehr auf solche Konstruktionen zurückgreifen musst.
War aber auch ein wunderschönes Plätzchen hier am Donaukilometer 2367.
Na gut, nur aus Pausen darf so eine Radtour halt logischerweise nicht bestehen, also wieder rauf auf den Sattel und ab.
Nächster größerer Ort, den wir passierten, war Wörth an der Donau so etwa nach 28 Kilometern. Eigentlich gibt es hier ein schönes Kloster (heute ein Altenheim), war man sich anschauen könnte. Kam aber auf die Liste.
Der Radweg ging weiter entlang der Donau und bog dann so etwa bei Kilometer 33 ab. Ungefähr hier fanden wir auch ein Schild „Letzter Biergarten vor Straubing“ am Wegesrand – also nix wie da hin. Nur um dann im kleinen Örtchen Hofdorf gesagt zu bekommen, das der Biergarten geschlossen hat, weil es Montag ist. Danke für gar nix.
Durch kleine Orte und immer wieder in Sichtweite der Donau ging es dann durch die Ausläufer des Naturparks Bayrischer Wald. Sehr cool!
Und selber die an der Donau immer wieder auftauchenden Streckenabschnitte mit Schotter waren auszuhalten. Wenn auch nur kurz. Oben auf der Kante des Deiches zu fahren war dann aber nicht jedermanns Sache, sondern nur was für die Sportlichen (wegen Gegenwind).
Tjoa – und dann tauchte auf einmal schon der erste Vorort von Straubing auf: Sossau. Der Radweg fürt auf der nördlichen Seite der Donau weiter, also suchten wir uns einen geeigneten Weg zu unserem Hotel im Stadtzentrum.
Und auch das ging erschreckend gut und so kamen wir nach nur 3:43 Stunden (davon etwa eine 3/4-tel Stunde Pausen) wohlbehalten und mit sehr guter Laune in Straubing mit seinem schönen Stadtzentrum an und fanden das gut am östlichen Ende der Innenstadt gelegene Hotel Theresientor auch ohne Probleme.
Natürlich taten uns jetzt die Knochen weh und natürlich auch der Hintern. Aber diese Etappe war trotzdem sehr angenehm zu fahren. Wir konnten uns unterhalten oder die Landschaft genießen, die sich oft zwischen schönen Dörfern und Donau-Blicken abwechselte. Sehr coole Etappe.
Und auch die Koffer waren schon da und so konnten wir, nachdem wir in der „super schwierig“ zu findende Tiefgarage unsere Räder abgestellt haben, die Stadt erkunden und zu unserem Abendessen gehen. Warum „Super schwierig“? Weil ein anderer Gast, der vor uns einchecken wollte, ernsthaft behauptet hat, dass man die Tiefgarage ja unmöglich finden kann. Einmal um den Block herum (also links und dann wieder links) war wohl zu viel für den Herrn. Und in der Tiefgarage hat er dann die Hotel-Parkplätze nicht gefunden, weswegen wir auf unserer „Diese Dinge haben wir überholt“ jetzt auch einen Benz notieren können und das sogar in der Tiefgarage.
Auf dem Zimmer dann frisch gemacht, etwas ausgeruht und dann auf zum Essen. Und vorher noch was die größte Stadt im Gäuboden erkunden, soweit es geht.
Straubing hat etwa 45.000 Einwohner und wurde schon etwa 5.600 vor Christus besiedelt. Die Kelten hatten hier eine Siedlung und die Römer bauten hier 4 Kastelle. Im Mittelalter war hier das Zentrum des Herzogtums Bayern, also eines von 4 insgesamt.
Die Innenstadt ist interessant aufgebaut, denn links und rechts des Stadtturms befinden sich Wendeschleifen für den Bus- und Autoverkehr. Und daneben viele Bars, Restaurants und Shops. Wo, angesichts des Wetters auch logisch, sehr viele Menschen an diesem Montagnachmittag ihren Feierabend verbrachten. Sehr schöne Atmosphäre.
Die vielen, sehr gemütlich aussehenden, Biergärten und anderen gastronomischen Angebote ignorierten wir allerdings, da wir wieder einen Tisch zum Abendessen reserviert hatten. Stattdessen stromerten wir durch die Gassen zu einigen der Baudenkmämern Straubings.
Neben der, leider gerade komplett eingrüsteten und nicht begehbaren, katholischen Filialkirche St. Veit, wollten wir zum Karemiten-Kloster und der Klosterkirche St. Veit.
Heute hatten wir allerdings kein Glück mit der Kirche bzw. den Kirchen – auch hier war das Betreten außerhalb von Gottesdiensten nicht möglich. Und während des gerade stattfindenden wollten wir nun auch nicht da durchgehen, also wurde nur mal kurz hineingeschaut.
Dann doch lieber Socken kaufen … (Insider für JBO-Fans)
Nachdem wir noch am geschlossenen Gäuboden-Museum vorbeigegangen sind, wollten wir einfach nur noch in einem großen Bogen zu unserem heutigen Abendessen-Date gehen.
Aber Straubing hat uns doch schon sehr gefallen – klein aber fein. Und während des jährlich stattfindenden Gäuboden-Festes wohl in jedem Fall ein Besuch wert.
Gastronomisch ging es für uns heute Abend, nach der enttäuschenden Auswahl am freien Tag in Regensburg gestern, eher in die moderne System-Gastro mit viel Holz und Metall, Bio-Fleisch und „hand-made“ Dingen. In Köln öffnen alle Nase lang solche Restaurants und schließen oft auch in der gleichen Geschwindigkeit. Wir wollten daher mal ausprobieren, wie sich das in Bayern anfühlt.
Gutes Zeichen ist ja, wenn es ein eigenes Bier im Zusammenarbeit mit einer lokalen Brauerei gibt.
Und auch die Karte versprach viel Gutes hier im „Tonis by Wensch„. Am Anfang fanden wir die Bedienungen noch etwas irritierend, was aber auch an dem starken Dialekt lag, der vor allem Jens vor Schwierigkeiten stellte (erste Vermutung war hier „Ist das Tschechisch?“.
Also auf in das Essen: Ursprünglich wollten wir nur ein wenig Essen – angesichts der Speisekarte ging es aber in die Vollen und so kam kurz nach der Bestellung eine gewaltige Vorspeisenauswahl auf unseren Tisch.
Da fanden wir Griebenschmalz, Obazda, Paprikafrischkäse, Vitello Tonnato, Gratinierter Ziegenkäse mit Mango-Chili-Chutney & Rosmarinhonig, Carpaccio vom Ochsenfilet mit Rucola & Parmesan und Orientalischer Bulgursalat mit Granatapfelkernen. Vor allem das Carpaccio und der Ziegenkäse waren echt sehr gut!
Als Hauptgang haben wir uns dann gegen die angepriesenen Steaks entschieden (die aber auch sehr gut aussahen) und uns lieber für Ochsenfetzen mit selbstgemachten Spätzle sowie geschmorter Ochsen entschieden.
Sehr cool – alles wunderbar gemacht, reichliche Portionen und gute Qualität. Und, da auch Jens inzwischen die Bedienung besser verstand, konnte man aus der gut sortierten CraftBeer-Karte auch noch gut ein paar lokale Biere probieren (z.B. Brandy Bräu oder Giesinger Bräu).
In guter Stimmung orderten wir noch einen Nachtisch. Nur das Konzept der „Räubergabel“ musste noch erklärt werden.
Auch wenn es von außen und innen sehr nach den oben erwähnten, sehr austauschbaren, durchgestylten Restaurants aussah: Wirklich gut! Und für uns, vielleicht auch durch den Dialekt oder die Auswahl des Essens, sehr speziell. Und sehr gut.
Zum Abschluss entdeckte Jens dann noch seinen Nachtisch: Einen Whisky. Genauer ein 9 Jahre alten Collimor Peated Whisky aus der Brennerei Liebl im Bayrischen Wald. Ein passender Abschluss.
Sogar die Veranstaltung der Konkurrenz (DEVK) im Nachbarraum hat uns genauso wenig gestört wie die ganzen Eishockey Fans der Straubing Tigers nebenan, die über die Haie hergezogen haben. Nur die beiden Schweizer nebenan am Tisch waren bis zuletzt irritierend in ihrer Art.
Uns egal: Wir gingen dann zu Fuß (haben heute auch wieder 10k Schritte gemacht) zurück zum Hotel.
Straubing scheint für uns echt eine Reise wert zu sein.