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Von Ingolstadt über das Kloster Weltenburg nach Kelheim oder: Bier und Geschichte

Wir sind ja in Bayern, daher sei der Titel bitte verziehen – der heutige Tag ging allerdings tatsächlich von der Wiege des deutschen (oder ursprünglich bayrischen) Reinheitsgebotes über die älteste Klosterbrauerei der Welt nach Kelheim, einem Ort bekannt für die dort über dem Dorf liegende Befreiungshalle. Also wirklich ein Tag mit Bier und viel Geschichte.

Den gestrigen Abend haben wir in freudiger (oder angstvoller, je nachdem) Erwartung des ersten erneuten Hinsetzens auf den Sattel verbracht. Und diese Vorfreude (oder Angst) auch durch das Frühstück hindurch aufrecht erhalten.

Zu unserer Überraschung (denn die Angst hat doch überwogen) ging es aber doch einigermaßen. Die ersten Meter ging es durch die Fußgängerzone von Ingolstadt und um einen spontan gesperrten Bereich des Radweges herum gen Osten. Nach ein paar Strassenüberquerungen kamen wir dann wieder an die Donau und fuhren mehr oder weniger zufrieden auf Asphalt- und Schotterwegen lang. Bei letzteren schon etwas jammernd, denn diese Schotterwege waren doch merklich anstrengender.

Bei der Tagesplanung hatten wir uns vorneweg zwei Änderungen zum ersten Tag überlegt:

  1. Bei Biergärten wird nicht mehr leichtsinnig vorbei gefahren, wer weiß denn, wann noch welche kommen …
  2. Alle 7-10 Kilometer oder 45 – 60 Minuten wird eine Pause gemacht. So denn eine Bank kommt …

Und wie bestellt: Eine Bank!

Auch auf dieser Etappe war die Menge der E-Bikes gegenüber der herkömmlichen Fahrrädern die Größere. Also überholten uns, gerade auf den Schotterpisten die Rentner, nur um gleich danach von uns wieder überholt zu werden, wenn es ums Karten-Lesen oder eine natürliche Pause ging.

Wir unterbrachen nur für die eine oder andere Foto-Pause.

Das Wetter war übrigens herausragend: Sonnig, aber nicht zu warm. So konnte man den Radweg weitestgehend genießen, wenn da nicht die Schmerzen im Poppes wären. Immerhin machten aber die Knie, der Rücken und die übrigen Defekte in unseren Körpern keine Probleme.

Nach einer weiteren Etappe ging es zur Pause im kleinen Ort Pförring, wo wir an einem kleine Dorfweiher unsere Knochen ausstreckten.

Also Jens legte sich hin, denn Meike blieb lieber auf den Beinen und fotografierte den Weiher. Plus: In der Sonne stehen.

Dann ging es, unter immer noch überraschend leisem Wehklagen, wieder in den Sattel und bei Wöhr über die Donau.

Anspruchsvoll war an dieser Stelle, dass auf der Brücke eine Baustelle ist. Und der Radweg ungefähr die Breite unserer Lenker hatte. Links davon die Straße, Rechts davon die Baustelle, beides abgegrenzt durch einen Bauzaun, der bei Berührung einen Sturz zur Folge gehabt hätte. Mental sehr anstrengend dieser Teil.

Kurz danach kam der kleine Kurort Bad Gögging in Sicht, ein schöner Kurort mit einer verlockenden Therme (leider keine Badehose dabei) und einem noch verlockenderen Duft. Hier wird nämlich Hopfen angebaut!

Das gefällt uns!

Regel 1 von oben: Ein Biergarten will genutzt werden! Erst recht ein kleiner wie dieser hier an der Fähre in Eining. Mit dem passenden Namen „An der Fähre in Eining“.

Sehr schön gelegen, wenn unsere Platzwahl auch recht schattig war.

Zu trinken gab es allerdings nur alkoholfreie bzw. alkoholarme Biere, denn zum Etappenziel waren es noch 10 Kilometer.

Bei einer kurzen Überprüfung der möglichen Biergärten entlang der Strecke war uns dieser wegen seiner interessanten Auswahl von lokaltypischen Speisen aufgefallen. Und das ist selten eine schlechte Wahl, finden wir.

Gut, der bayrische Wurstsalat mit 2 Zwiebeln drauf sollte noch für eine Weile einen gewissen „Afterburner“ bieten. Aber der Leberkäse und die Wurst-Käse-Platte war sehr gut.

So gestärkt ging es dann auf die letzten 10 Kilometer. Indem wir diesmal vorab die Bescheidung des Weges gelesen haben, wussten wir, dass es bald bergauf geht. Für eine Weile. Was wir nicht wussten: Die olfaktorischen Ablenkungen entlang des Weges waren sehr stark, denn andauernd brachten Hopfen-Bauern ihre Ernte ein.

Es roch überall quasi nach Bier!

Schon spannend, aber doch ablenkend. Und es ging 3-4 Kilometer bergauf, sodass auch die Nachmittagssonne ihr übriges tat.

Aber dennoch ein schöner Weg, weil kein Schotter.

Nachdem wir dann den ersten Hügel überwunden haben, führte der Weg durch Felder und Wälder und schließlich hinab zur Donau zurück. Und kurz nachdem wir einen großen Parkplatz am kleinen Ort Weltenburg überquert hatten, standen wir in dieser Schlange an.

Die Schlange geht ins Kloster Weltenburg, was schön an einer Donauschleife liegt und seit dem Jahre 617 hier. Um das Kloster selber zu besuchen, muss man übrigens nicht anstehen. Allerdings um in den Biergarten der Klosterbrauerei zu gelangen schon und da wollten wir rein. Dort wird urkundlich seit dem Jahre 1050 Bier gebraut und damit ist man die älteste Klosterbrauerei der Welt.

Das Bier war ganz ok, die tschechischen Bedienungen lustig. Die Horden von Toursten, die hier einfallen (eine andere Bezeichung fällt uns echt nicht ein), sind da schon anstrengender. Vom Quasi-Junggesellenabschied über die Masken-Verweigernde Rentergruppe bis zu Paaren in ihren letzten Beziehungs-Zügen war alles da. Und alles … nervig. Beziehungsweise konnte man sehr gut Sozialstudien betreiben, wenn man denn wollte. Nach dem 2. Bier wollte man dies dann auch und selbst wenn uns niemand störte, was das natürlich angesichts der schönen Umgebung erst recht ok.

Warum wir übrigens jetzt schon Bier getrunken haben: Inklusive bei unserer Radtour war eine Schiffspassage vom Kloster zu unserem Etappenziel Kelheim. Von hier aus führt die Donau nämlich durch den sogenannten Donaudurchbruch und da führt nix mehr durch, außer der Donau selber. Bedeutet: Entweder Schiff oder einen Umweg. Also schoben wir die Räder zum Anleger in der Nähe des Klosters.

Vom Kloster aus kann man zwei Arten von Schiffen nehmen. Einmal so kleine Boote mit maximal 6-8 Personen, die einen durch den Donaubruch bis zum nächsten Ort bringen.

Wir dagegen nahmen eines der größeren Boote. Und waren mit die ersten an Bord, was in Bezug auf einen Stellplatz für die Räder und Sitzplätze für uns von Vorteil war.

Gut sitzend ging es dann auch bald los.

Der Donaudurchbruch ist ein Stück, wo sich der Fluss in den Fels gegraben hat. Eigentlich haben dies viele Flüsse getan und die Donau floss lange Zeit an einer anderen Stelle vorbei. In den letzten 15.000 Jahren ergab es sich allerdings, dass die Donau hierhin umgeleitet wurde und so diese Stelle ihren Namen erhalten hat.

Gemütlich im Sonnenlicht sitzend ging es für uns dann durch dieses Naturschauspiel.

 

Kurzzeitig wurden wir vom Roten Baron abgelenkt, der über unseren Köpfen kreiselte. Snoopy half uns aber und schon war wieder Ruhe.

Kurz vor dem Ziel Kelheim kam die Befreiungshalle in Kelheim ins Bild, ein Mahnmal für den deutschen Sieg über Napoleon – die wollten wir uns morgen anschauen.

Für uns ging es dann, weiterhin zu Fuß, durch den schönen kleinen Ort. Und kurz danach waren wir an unserer Unterkunft für die Nacht: Der Gasthof zum weißen Lamm. Hier rechts im Bild.

Wir hatten ja schon damit gerechnet, dass wir im Kloster Bier trinken – daher hatten wir auch für den Abend nix großes mehr geplant und wollten einfach nur im Restaurant unseres Gasthauses speisen.

Eine gute Wahl, zumindest was das Essen anging. Das hier ausgeschenkte Bier war sehr … medium.

Zu Essen gab es heute Abend als Vorspeise eine Leberknödelsuppe und eine Flädlesuppe.

Als Hauptgang dann für Jens einen Rollbraten vom Kalb mit Markklösschen drin.

Meike wählte den Lachs und hatte hier etwas Pech, denn der Lachs war etwas trocken.

Wir waren aber auch so zufrieden mit dem Tag, dem Essen, den Bieren, der Schiffstour, dem Wetter und den meisten anderen Dingen. Bis auf die Hintern, die zwar weiterhin weh tuen aber immerhin nicht schlimmer wurden. Morgen geht es auf die kürzeste Etappe nach Regensburg und daher vorher zur schon erwähnten Befreiungshalle. Wir werden sehen, wie das wird.

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