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Der gemeine Esel mag Berge nicht oder: Die Eselbremse in Aktion

Nach dem gestrigen Wandertag sind wir ja durch die mit in der Tour inkludierten „Kammbräu Kulinarik“ mit einer doch recht starken Bettschwere eingschlafen. Wobei uns – und der Wecker spiegelte dies wieder – klar war: Früh morgens geht es zuerst zu den Eseln und dann zum Frühstück. Erst die Tiere, dann der Mensch!

Also hieß es was früher als normal im Urlaub aufzustehen und zum Stall hinter dem Biergarten zu gehen.

Was auch noch „drohte“, aber halt mit zum Erlebnis gehört: Das, was auf diesen Haufen gehört.

Genau: Stall ausmisten, Tiere vorbereiten (Striegeln, etc.), Wässern und noch einmal Füttern, … alles für die Esel. Die uns, wenn wir die Reaktion auf unser Betreten des Stalls nicht komplett fehlinterpretiert haben, zumindest wiedererkannt haben.

Das Stroh war einigermaßen aufgegessen, das Wasser war relativ leer. Also haben wir beiden noch einmal nachgefüllt und sind dann frühstücken gegangen. Danach dann ab in den Stall und sauber gemacht.

So zwei Esel … scheißen schon sehr viel. Wenn sie auch freundlicherweise mehr oder weniger in eine Ecke gekackt haben. Aber, soviel sei verraten, der Urin von 2 Eseln macht auch schon viel aus. Und zusammen mit der Menge an … Gras, was die beiden gestern unter unserer Obhut zu sich genommen haben, machte das im Summe 2 Schubkarren voll. Die erst einmal auf den oben schon gezeigten Haufen transportiert werden mussten. Zwischen 2 Eseln, die um Aufmerksamkeit buhlten.

Gestern sind noch 2 weitere Esel in den Stall einmarschiert – sie gehören, zumindest zeitweise, zu 2 Österreichern aus Linz, die auf einer 6-Tages-Tour sind und mit denen wir uns dann am folgenden Abend noch unterhalten haben.

Und auch Cappuccino und Mocca wollten dann endlich wissen, wer da die Nacht so Randale gemacht hat.

Für den Rückweg hatten wir von Michaela mehrere Optionen erhalten, die von 8 bis 14-15 Kilometer reichten. Daraus sollten wir je nach Wunsch / Zeit / Lust / Motivation der Esel aussuchen. Beim Frühstück hatten wir uns für einen ersten Weg über den Goldsteig nach Norden entschieden, gefolgt vom dem sogenannten Kleinen Aschensteinweg, der auf den gleichnamigen Berg führt.

Lessons learned: Cappuccino und Mocca mögen Berge nicht. Sie mögen Hügel nicht. Generell ist „bergauf gehen“ der Feind.

Und das bedeutet: Die gestern bereits angedrohte „Esel-Handbremse“ trat in Erscheinung. Was dazu führte, dass Jens oft diese Perspektive hatte.

Je-der noch so kleine Effekt im Sichtfeld des Esels bedeutete: Stehenbleiben und abwarten. Von einem Rasenmäher (gefährlich) über einen Bagger (gefährlich) bis zu Bucheckern (super gefährlich) – alles wurde mit einer Wartezeit von mehreren Minuten quittiert.

Einzige Ausnahme: Dieses Schaf!

Die dazu gehörende Schafherde hatte sich beim Anblick der zwei Esel verdrückt und dieses Schaf quasi als Vorhut losgeschickt. Was unsere Esel wiederum völlig unbeeindruckt gelassen hat.

Danach ging es ein Stück an einer Wiese (uninteressant) vorbei durch einen kleinen Ort (auch uninteressant) und an einer Pferdekoppel vorbei (total uninteressant, zumindest aus Perspektive der Esel).

Dann in einem kleinen Waldstück … totaler Stop!

Hier traten beide Esel auf die Handbremse. Jegliche Versuche von Bestechung mit Kraulen und Loben über den Spruch jeder Eltern („Ich bin nicht wütend, ich bin nur sehr enttäuscht!“) bis zum veritablen Wutausbruch – nix hatte Erfolg.

Erst als Jens tatsächlich mit fast voller Kraft Cappuccino mit dem Seil für etwa 30 Sekunden zog, ging es für knappe 50 Meter weiter. Mocca ging übrigens dann zeitgleich los und war bis zum höchsten Punkt der Tour immer vorneweg. Was Cappuccino so wenig interessierte, obwohl er uns als „Leader“ der beiden verkauft wurde. Scheint ihn nicht zu interessieren.

Auch hier: Vielleicht vermenschlichen wir die beiden Esel zu sehr, vielleicht interpretieren wir zu viel rein. Aber Jens hatte hier das Gefühl, dass Cappuccino auch Pausen für Jens einlegte. Und Zwang bzw. Druck so gar nichts gebracht hat, sondern einfach mal Pause machen und warten, bis beide (Cappuccino wartete nämlich auf Jens) weitergehen wollten.

Die letzten 100 Höhenmeter (der 550 die wir hier alleine machten) gingen auf jeden Fall dann überraschend einfach. Was die beiden Esel mit einem ausgiebigen Mittagsmahl feiern durften.

Oben einmal angekommen, ging es relativ einfach weiter – den etwas weiteren Umweg über einen kleinen Ort noch weiter nördlich haben wir aufgrund der Zeit und der recht stark atmenden Esel und Menschen verzichtet. Also ging es durch den Wald leicht bergab zum Ortseingang von Daxstein. Nicht ohne das eine oder andere Foto zu machen.

Hier begegneten wir auch dem Problem „Hunde“, was aber souverän von uns und der Hundehalterin gelöst wurde. Sie ging auf unsere Info „Wir haben hier Esel“ mit ihren beiden Hunden einfach in den Wald und fragte nur, ob noch mehr kommen würden.

Schwieriger war der Pilzsammler im roten Shirt mit dem Fahrrad. Gerade bei Mocca, die sehr einfach abzulenken war, war ein aus dem Nichts auftauchendes, rot gekleidetes Lebewesen mitten im Wald ein Grund für eine Panikattacke! Ging dann aber schnell wieder. Cappucchino hatte dafür nur die Esel-Variante eines Schulterzuckens übrig: Keine Reaktion!

Das letzte Stück vor Daxstein sollten wir nicht auf dem hier verlaufenden Goldsteig gehen, sondern etwas umgehen. Was bedeutete: Einen kleinen Wanderweg finden und dann auch auf dem sehr engen Pfad mit einem Esel … überleben.

Bei Jens war es zu dem Zeitpunkt (mehr Glück als Verstand) so, dass Cappuccino einfach hinter ihm her ging und dabei sehr auf Jens achtete. Bei Meike … war es mehr oder weniger ein Schubsen und Drängeln. Vorzugsweise an den engen Passagen.

Oft gehört „Ohhhh … hör auf mich zu schubsen!“. Gefolgt von „Wir kommen hier nicht beide lang!“. Könnte Mocca reden, sie hätte wohl das Gleiche gesagt. Oder ge-I-Aht.

Ein kleines Stück am Schluss wurde noch zu einer Mutprobe. Das war nämlich so steil, dass die Esel ins Rutschen kamen. Meike, die mit Mocca vorneweg ging, war so gedankenschnell und hat das Seil losgelassen. Mocca rutschte den Rest des abschüssigen Hügels zu Ende und wartete am Ende auf Meike. Cappuccino und Jens gingen das Ganze ein wenig ruhiger an und legten hier und da eine Pause ein. Jeder bekommt den Esel, den er/sie verdient, oder?

Am Ende standen wir alle an einer Strasse und freuten uns über das unfallfreie Meistern dieser Stelle. Sogar Mocca stand neben Meike und aß nur ein wenig. Was selten war.

Aufgrund GPS-technischer Probleme gingen wir hier leider in die falsche Richtung, was am Ende zu 1,5 km Extra-Weg führte. Und, sehr zum Mißfallen der Esel, die Hälfte davon Bergauf und an leckeren Gärten vorbei an denen man nix Essen darf. Blöde Sache!

Aber dann kamen wir auch an eine bekannte Stelle, wo wir am Tag zuvor (krass, dass das erst ein Tag her ist) die Proberunde mit Michaela gedreht hatten. Und kurz danach kam der Eselhof in Sicht. Cappuccino sah schon fast traurig aus.

Wir hatten am Tag zuvor die Anweisung bekommen, sollte niemand da sein, die Esel einfach dort wo wir sie am Tag zuvor übernommen haben, abzuhalftern und stehen zu lassen. Was erstaunlich schwer fiel …

Ach so: Der kleine Sonnenbrand im Gesicht geht auf das Konto von Jens. Cappuccino wollte eigentlich immer in den Schatten.

Mocca hat dagegen sehr gut auf ihre Meike aufgepasst.

Mit Fug und Recht eine Erfahrung, die wir so schnell nicht vergessen werden. Esel sind sehr spezielle Tiere mit überraschenden Fähigkeiten, die von nervend (die Eselbremse ohne erkennbaren Grund) bis zu herzzerreißend (wenn dich Dein (!) Esel anschaut und Du das Gefühl hast, sie/er weiß, was Du brauchst, z.B. eine Pause) reichen. Klar vermenschlicht man die Esel oft, aber gerade das Thema mit der Körpersprache stimmt wirklich. Steht man zum Esel, passiert nix. Zeigt man dem Esel, dass man weiß, wo man hinmöchte, kommt er/sie mir.

Zwei Super-Tage gehen zu Ende und es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir mit Eseln zu tun haben.

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