Nach einer kreativen Pause, was das Wandern angeht, sind wir mal wieder einen Bergischen Streifzug gewandert. Die Wahl fiel, entfernungstechnisch bedingt, denn wir wollten nicht so weit fahren, auf den Weg Nummer 15, den Bergbauweg in Rösrath-Hoffnungsthal.
Definitiv nicht der Grund war, dass dieser erneut an einem Bahnhof beginnt.
Wir sind diesmal auch an einem Freitag und dann auch noch sehr früh unterwegs. Diese Tour fällt nämlich in die fiese Hitzewelle und für den Tag waren 38 °C angedroht. Da wollten wir dann eigentlich schon wieder im sicheren Schatten unserer Wohnung sein.
Der Bergbauweg beschäftige sich thematisch mit (oh Überraschung) dem Bergbau. Denn tatsächlich war Hoffnungsthal bis 1978 noch eine wirkliche Bergbauregion, die seit geschätzt 10 nach Christus begonnen hat.
Bergbau in der Zeit zwischen 1850 und 1950 bedeutete ja oft für die entsprechende Region: Reichtum. Was man heute auch noch in Hoffnungsthal an den Häusern erkennen kann.
Der Weg begann, wie schon gesagt, am Bahnhof und führte entlang der Hauptstraße zur Sülz, dem Bach, der durch das Städtchen fließt.
Ein Bach bei diesem Wetter = Happy place!
Der Wanderweg machte dann einen kleinen Bogen und führte durch ein ehemaliges Hammerwerk, welches heute mit neugebauten Mehrfamilienhäusern und restaurierten, alten Gebäuden.
Auch wenn uns die Häuser etwas unpassend vorkamen, ein schöner Ort zum Wohnen ist das sicherlich.
Das hier gelegene Stahl- und Walzwerk der Gebrüder Reusch war auch ein Grund für den Reichtum des Ortes und hatte einen hohen Stellenwert dafür, dass die Region überhaupt so besiedelt wurde.
Witziges Detail: Die beiden Brüder haben sich jeweils ein Haus gebaut, direkt nebeneinander. Heute sind diese sehr repräsentativen Wohnsitze in Privatbesitz, daher nur ein Bild durch das Tor.
Auf dem wieder sehr gut ausgeschilderten Weg gibt es 10 Stationen zum Thema „Bergbau im Bergischen Land“. Bergbau hat ja oft auch was mit Bergen zu tun.
Also ging es auch bergauf.
Bei den Temperaturen war der Wald allerdings sehr willkommen und wir konnten fast die Steigung vergessen.
Also die meisten Steigungen. Definitiv nicht Kinderwagen-geeignet oder Barrierefrei dieser Wanderweg.
Weniger Probleme mit der Steigung hatte dieser im Bergischen oft anzutreffender Kamerad: Eine Blindschleiche!
Wir haben das Tier mal schnell wieder in Ruhe gelassen, denn in unserer kindlichen Vorstellung dachte die Schleiche die ganze Zeit nur „Bitte geht weiter! Bitte geht weiter! Bitte geht weiter“ …“
Am Ende des Anstieges dann die ersten Zeichen des Bergbaus. Erste Funde deuten darauf hin, dass hier bereits die Römer nach Blei- und Silbererzen gegraben haben. Der Bergbau wurde dann immer mal wieder betrieben, so wurden hier unter anderem Blei für die Verbindung von Bauteilen des Kölner Doms gefördert.
Um 1830 herum wurde dann industrieller gegraben und hier sieht man den Einstieg in den Frankziska-Schacht, welcher bis 1954 noch aktiv genutzt wurde.
Heute fast nicht vorstellbar, aber mit so einer Gondel fuhren 6 Bergleute in den Schacht ein, um dort 8-9 Stunden zu schuften.
Die größte Grube der Region war die Grube Lüderich, von der sogar noch der Förderturm steht.
Auf dem ehemaligen Gelände ist heute ein Golfplatz. Und, wie wir dann festgestellt haben, waren wir auch schon einmal von der Arbeit aus hier bei einem „Junge Kollegen treffen das IT-Management“-Wandertag. Lange her …
Die letzte Schicht fuhr hier am 27. Oktober ein und beendete eine fast 2000 Jahre dauernde Bergbautradition. Interessanterweise führte hier der Druck der Bürger, die gegen einen neuen Schacht protestierten obwohl das hier geförderte Zink zu Höchstpreisen verkauft wurde, zur Schließung.
Heute sind die meisten Schächte verfüllt und es stehen einige Kulturdenkmäler.
Nach dem Bergbau dann wieder das bekannte Bild auf den Bergischen Streifzügen: Natur pur!
Und die eine oder andere etwas aus der Zeit gefallene Kuriosität.
Gleich davon eingeholt von der Aktualität der Corona-Kriese. Gerade auf dem Land ist es für Gastronomen noch einmal so schwer und solche Zettel sieht man leider viel zu häufig.
Sind leider besondere Zeiten, in denen wir diese Wanderungen unternehmen, um uns auch etwas abzulenken von den Nachrichten voller Menschen, die glauben, dass der Virus ja eine Verschwörung der Eliten ist und die Massen von Toten „Fake-News“ sind.
Manchmal kann man glauben, dass die Kühe es besser haben.
Ach so: Pferde gab es am Wegesrand auch, unter anderem dieses sehr aufmerksamkeits-bedürftige Exemplar. Was allerdings uns nur die Zunge rausstrecken wollte. Um dann mit selbiger Meike die Hand vollzusabbern.
Gut, dass wir Erfrischungstücher dabei hatten. Und Wasser. Es wurde nämlich langsam echt warm!
Nicht hilfreich war dann die Streckenführung an einem recht offenen Hang.
Dafür aber spannend mit dieser Brücke für einen kleinen Bach.
Warum so ein Aufwand für einen Bach? Weil dieser Bach ansonsten die 1910 auch wegen des Bergbaus gebaute Bahnstrecke Köln-Kalk nach Overath vor Probleme stellen würde. Die Bahnstrecke führt nämlich hier in einer Senke durch den Wald und gleich in den Hoffnungsthaler Tunnel.
Für uns ging es weiter nach Hoffnungsthal, etwas uncharmant an einer Straße entlang. Witzig die Begegnung mit einem Mann und seinen 2 Hunden, wobei einer der beiden sein Wassernapf im Maul trug. Muss so eine Sache sein wie „Wenn ich den Regenschirm aufmache, dann wird es regnen …“
An der letzten Infotafel dann ein paar Bilder zur Geschichte des Ortes selber. Uns faszinierte die moderne Badeanlage.
Um so mehr, als das es sie heute noch gibt: Das Freibad in Hoffnungsthal. An diesem letzten Freitag der Sommerferien und bei zu dem Zeitpunkt 32 °C im Schatten sehr verlockend. Leider hatten wir keine Badehose dabei. Und nackig würde man uns wohl nicht reinlassen.
Also weiter zum Auto, ab nach Hause und versuchen den Rest des Tages so wenig wie möglich Wärme zu erzeugen.
Ein schöner Weg mit wieder einmal sehr informativen Stationen.
Statistik:
- Gelaufen am 10.08.2020
- Dauer 3:21 Stunden
- 12,6 Kilometer mit 228 hm
(Karte von outdooractive.com/de/ / openstreetmap.org)
Nachtrag: In Zeiten von Corona haben wir, damit uns nicht die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fällt, Ende März 2020 dazu entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen. Dies bedeutete auch, dass wir uns für eine Abwechslung entschieden haben, die 1. spontan möglich ist und 2. uns nicht in die Nähe von Menschen bringt bzw. die Möglichkeit bietet, den gebührenden Abstand zu halten.
Beides haben wir durch spontane (beruflich wie wettertechnisch) Wanderungen gefunden, die wir hier bloggen wollen.