Nach dem großen Spaß, den unsere erste Wanderung uns gemacht hat, haben wir die Woche darauf, als sich in unseren beiden Terminkalendern eine Lücke am Donnerstag Vormittag zeigte, gleich die nächste in Angriff genommen. Die Wahl viel auf den bergischen Streifzug Nummer 8: Den Steinhauerpfad.
Beginnend im Stadtzentrum von Lindlar an einem Supermarkt (Zeitgemäß mit Türsteher, der die Abstands-Und-Mundschutz-Regeln leider immer noch den Unverbesserlichen beibringen muss) ging es gen Norden aus Lindlar heraus.
Thema des Weges sind die Steine bzw. die Steinbrüche rund um Lindlar. Heute noch ist die bergische Grauwacke in der ganzen Welt begehrt, so werben die Steinbrüche rund um Lindlar mit Kunden wie Roman Abramowitsch, der Steine aus Lindlar in seiner Yacht verwendet hat. Dünn geschnitten im Bad.
Das „Steinreiche“ Lindlar verwendete Grauwacke natürlich auch selber.
Uns erinnerte das sehr an Aberdeen mit seinen Häusern aus Granit.
Die ersten 2 Kilometer geht es durch ruhige Strassen in Lindlar.
Und, sehr zur Freude von Jens, am alten Bahnhof von Lindlar vorbei. Der letzte Zug fuhr hier 1966, die ehemalige Bahnstrecke ist aber vor Kurzem erst zu einem Radweg umgebaut worden.
Wir gingen dann aber einen Hügel hinauf zu den Steinbrüchen. Von weitem konnte man schon den Lärm der Presslufhämmer und Bagger hören – hier wird halt immer noch gearbeitet. Kann ja nicht jeder einfach mal so einen Vormittag frei nehmen, so wie wir.
Am Brungerst, wo heute noch 2 aktive Steinbrüche sind, war auch eine der Audiostationen, wo man mit einer Kurbel den Strom zum Abspielen generieren konnte.
Ansonsten ging der Weg schön zwischen den Steinbrüchen durch.
Spannend war dann der Teil, wo man alte Gebäuderuinen der „Steenkühler“, so wurden die Arbeiter im Steinbruch im bergischen Platt genannt, sehen konnte.
Spannend auch an dieser Stelle die Info-Tafeln, wo man über das Leben im Steinbruch viel erfahren konnte.
Die Lebenserwartung war mit 30 Jahren sehr gering und die Arbeit hart und gering bezahlt.
An dieser Stelle erfuhren wir auch, dass die Arbeiter in ihrer Freizeit oft am Fenster stehen mussten, um den Staub aus ihrer Lunge zu bekommen. Wurde ein Arbeiter morgens nicht mehr am Fenster gesehen, war er in der Regel tot. Also „Weg vom Fenster“, was tatsächlich der Ursprung der Redewendung ist.
Auf diesem Teilstück kann man richtig gut sehen, wie der Bergbau / Tagebau seine Narben in der Landschaft hinterlassen hat.
Nachdem wie die Steinbrüche hinter uns gelassen haben, ging es zwischen Feldern hindurch wieder nach Lindlar.
Auf diesem Weg haben wir übrigens mitgezählt und bis zu diesem Moment genau 4 Personen getroffen.
Dafür um so mehr irritierte Kühe.
OK, danach trafen wir noch ein paar Leute mehr, denn der Weg ging über den Friedhof von Lindlar an der Trauerhalle vorbei. Und wir mussten direkt durch eine Gruppe von Trauernden durch, die im aktuell nötigen Abstand vor der Halle standen.
Komisches Gefühl.
Und dann waren wir auch schon wieder zurück am Auto.
Eine schöne und sehr informative Wanderung!
Statistik:
- Gelaufen am 02.04.2020
- Dauer 1:44 Stunden
- 7,5 Kilometer mit 122 hm.
(Karte von outdooractive.com/de/ / openstreetmap.org)
Nachtrag: In Zeiten von Corona haben wir, damit uns nicht die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fällt, Ende März 2020 dazu entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen. Dies bedeutete auch, dass wir uns für eine Abwechslung entschieden haben, die 1. spontan möglich ist und 2. uns nicht in die Nähe von Menschen bringt bzw. die Möglichkeit bietet, den gebührenden Abstand zu halten.
Beides haben wir durch spontane (beruflich wie wettertechnisch) Wanderungen gefunden, die wir hier bloggen wollen.
[…] Verfall. Die Steine kamen übrigens vorwiegend aus dem Steinbrüchen um Lindlar, die wir ja beim Steinhauerpfad schon kennengelernt […]
[…] An dieser Stelle führte der Weg dann in ein kleines Waldstück. Und etwa hier fiel uns auch auf, dass wir wohl den Steinbruch nicht mehr sehen würden (ab hier führte der Weg im weiten Bogen zurück nach Eudenbach). Schade, denn die Bilder auf den diversen Portalen suggerierten einem doch schon einen ähnlichen Blick wie beim Steinhauerpfad in Lindlar. […]