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Nachwirkungen des Erdbebens am Durbar Square

Zweiter Halt des Tages war der Durbar-Platz / Durbar Square, dem Platz vor dem alten königlichen Palast. Der Durbar Square ist einer von drei königlichen Plätzen der Stadt. Durbar bedeutet übrigens „königlich“.

Der Durbar-Platz war umgeben von mehr als 50 Pagoden, Tempeln und Palästen, die meist aus Holz waren und die Kunstfertigkeiten der Nepalesen zeigten. Viele von diesen wurden aber beim Erdbeben 2015 zerstört und werden aktuell immer noch restauriert oder rekonstruiert.

Hier hörten wir von unserem Guide viele Geschichten über das Königreich Kathmandu bzw. Nepal. Eine weitere Geschichte, war die der Kumari. Die Kumari gilt seit dem 16. Jahrhundert als eine Inkarnation der furchterregenden hinduistischen Göttin Taleju. Die Kumari ist auch als Kindgöttin bekannt. Im Alter zwischen zwei und vier Jahren wird sie anhand von 32 körperlichen und sozialen Merkmalen sowie astrologischen Gründen ausgewählt und als „lebende Göttin“ verehrt. Dieser Status endet mit der ersten Menstruation.

Sie redet nur mit ihrer Familie und verlässt das Haus nur zu religiösen Festen. Außerdem empfängt sie Pilger, die sich von ihr segnen lassen. Einmal im Jahr empfing sie den König und segnete ihn auch, seitdem es seit 2008 keine Monarchie mehr gibt, besucht der Premierminister sie auch.

Die Kumari lebt in diesem Haus und es ist verboten, sie zu fotografieren.

Früher erhielten die Kumaris keine Bildung, da eine Göttin als allwissend gilt. Heute hat sich das ein wenig geändert und das Mädchen wird unterrichtet – da einer Göttin nicht wiedersprochen werden darf, ist das aber etwas schwierig. Früher waren die Kumaris, die ihren göttlichen Status verloren haben, nicht lebensfähig, da sie nie gelernt haben, sich in der Gesellschaft zu bewegen. Heute erhalten sie wenigstens eine kleine Pension (ca. 30 Euro / Monat) und werden vom Staat betreut.

Neben dem Kumari-Haus steht der alte königliche Palast, in dem der jeweilige König bis 1886 gelebt hat – danach wurde der Sitz des Königs verlegt. Um den Palast herum sieht man auch viele Schäden aus dem Erdbeben, welche oft nur durch ausländische Unterstützung behoben werden können.

Ach so: Tauben gelten als heilig. Was auch bedeutet, dass sie recht ungehindert bzw. ungestraft auf unseren Guide und Meike kacken konnten.

Am Palast gab es noch eine Ausstellung zu den jeweiligen Königen sowie zu den Folgen des Erdbebens, die wir uns angeschaut haben. Am Eingang stand ein Soldat in der Uniform der alten Gurkha, den Elitesoldaten Nepals. Für das Foto schaute er auch sehr ernst, davon und danach lachte er sehr viel und freute sich, wenn man mit ihm sprach.

Die Geschichte des Königreiches endete mehr oder weniger schon 2001, als der amtierende König Birendra durch einem von seinem Sohn verübten Massaker ermordet wurde. Danach wurde der Bruder des Königs der neue Herrscher (Kalif anstelle des Kalifen?), dies dauerte aber auch nicht so lange. Und nach einem Generalstreik 2006 wurde er dann ein Mehrparteiensystem ersetzt – die Monarchie war abgeschafft.

Aktuell hat Nepal aber sehr, sehr viele Probleme mit Korruption, Misswirtschaft und der maoistischen Führungsriege, sodass sich viele Menschen einen König zurück wünschen. Auch das haben wir immer wieder gehört.

Ansonsten bestimmten Restaurierungsarbeiten das Bild hier. Teilweise mussten erst einmal Arbeiter in den traditionellen Handwerkskünsten ausgebildet werden, um überhaupt in der Lage zu sein, die sehr filigranen Figuren wieder herstellen zu können.

Beeindruckend auch das Museum mit den Auswirkungen des Erdbebens.

Die Erdbeben in Nepal 2015 ereigneten sich im April und Mai. Das erste große und stärkste Beben mit einer Stärke von 7.8 war am 25. April 2015. Bis Mitte Juni 2015 folgten zahlreiche Nachbeben. Bis zum 10. Mai waren bereits mehr als 7.900 Tote geborgen worden. Traurigerweise gab es am 12. Mai erneut ein Beben der Stärke 7.2, wieder mit zahlreichen Nachbeben.

Die Erdbeben gelten als die tödlichste Katastrophe in der Geschichte des Landes, es starben knapp 9000 Menschen und über 22000 wurden verletzt, Viele Gebäude, Tempel und kulturelle Schätze sowie mehr oder weniger die Infrastruktur des Landes wurden zerstört.

Und sie sind heute noch mit dem Aufräumen beschäftigt, auch wenn der Tourismus langsam wieder anläuft, leiden viele noch unter den Folgen.

Auf dem Markt, durch den wir zum Auto gelaufen sind, merkte man aber davon wenig. Hier überwogen die Verkaufsstände und Händler.

Und was für eine Menschenmenge. Wir können es gar nicht oft genug sagen: Nach Bhutan war das ein echter Schock!

Auch ein Schock, wenn auch vorher bekannt gewesen, waren die elektrischen Verkabelungen an den Häusern.

Nepal ist wirklich eine anderer Welt!

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