<insider>Achtung, jetzt kommt ein Karton</insider>
Für den zweiten Abend in Singapur hatten wir uns eine Food Tour noch recht kurzfristig arrangiert. Der Vorteil, wenn man das tut ist, dass nicht mehr so viele zu der Tour dazukommen. Noch besser, wenn man alleine ist – also quasi einen privaten Guide hat.
Nachdem wir uns in der Hitze im Zoo geschlagen geben mussten, sind wir mit MRT und Bus zum Treffpunkt gefahren – eine Fahrt, die etwa 1 1/2 Stunden gedauert hat. Nicht zuletzt, weil so mancher Transfer unglaublich umständlich gebaut wurde (ein Stockwerk runter, 2 hoch, Treppe und wieder ganz runter)
Wir sind dann mit einer Buslinie am neuen Strand entlang nach Katong gefahren, was wiedermal über die noch immer im Aufbau befindliche Formel 1 Strecke führte.
Ist auch immer noch ein witziges Gefühl.
Im Stadtteil Katong angekommen, waren wir etwa eine halbe Stunde zu früh da, weswegen wir nebenan in einem Kaffee noch kalte Getränke zu uns genommen haben. Und nein: Das war kein Bailys.
So heruntergekühlt haben wir dann Shabnam, unsere Führerin für diese Tour, getroffen. Treffpunkt war ein sogenannter „Curry Puff“ Laden.
Curry Puff sind die malayische Variante von Emplenadas und hier sehr beliebt. Gerade in Katong, einem Stadtteil, wo sich viele verschiedene Nationalitäten mischen und miteinander leben. Und deswegen ist Katong so interessant für eine Food Tour, denn hier findet man sowohl britische, malaiische, chinesische, indische und andere Einflüsse. Und es ist einer der letzten Stadtteile, wo man die Peranakan-Kultur noch erleben kann. Peranakan sind Familien, die aus chinesischen und malaiische Ehen und bilden eine eigene Kultur und auch Küche.
Zurück zum Curry Puff: Das sind Teigtaschen, die frittiert werden, was man allerdings nicht merkt. Der Teig ist eher trocken, das Innere saftig und gut gewürzt.
Glücklicherweise gab es hier die klassische Variante in Muschelform. Es gibt auch eine Variante mit Durian, aber die mussten wir nicht probieren …
Weiter ging es mit Shabnam, die uns durch ihren Stadtteil führte und viele historische und kulturelle Details zusammen mit ihren Erinnerungen erzählte. Shabnam ist indischer Abstammung, ist aber hier geboren und lebt seitdem auch hier. Ihre Kinder sind inzwischen groß und der Sohn lebt mit seiner finnischen Frau in Australien. Globalisierung in a nutshell.
Nächster Stop war ein sehr bekannter Laden hier in Katong: Fife Star
Hier gab es zwei Dinge: Erstens ein Bier (Tiger), um uns etwas herunterzukühlen …
… und zweitens eines der drei Nationalgerichte Singapurs: Hainanese Chicken Rice!
Der Reis ist auch da, aber nicht zu sehen.
Hainanese Chicken Rice ist tatsächlich aus der Küche Singapurs nicht mehr wegzudenken. Man findet erste Erwähnungen dieses Gerichtes schon um die 1920er Jahre und in jedem Hawker Center gibt es mindestens einen Stand, der dieses Gericht anbietet. Das Hühnchen wird hierbei nicht gekocht oder gebraten, es wird mehrfach gekocht und in Eiswasser abgekühlt, um es zarter zu machen. Danach wird es abgehangen und kalt mit der ebenfalls gewonnenen Brühe serviert. Der Kracher!
Nächster Halt war ein chinesischer Shop für getrocknetes Schweinefleisch in allen Varianten.
Hier in Singapur ist es ein Zeichen von hoher Wertschätzung, wenn man jemandem Fleisch von diesem Shop hier schenkt. Die Chinesen machen dies traditionell zum chinesischen Neujahrsfest und in diesen Tagen kann es sein, dass die Schlange vor dem Laden durchaus mehrere Stunden Wartezeit bedeutet.
Mit weiteren Details über die Historie ging es die Joo Chiat Road, eine der historischen Peranakan-Strassen und daher unter Denkmalschutz gestellt, entlang zu einem indischen Laden.
Dort gibt es Brot. Mit Curry.
OK, das ist nicht nur Brot, sondern traditionelles Roti Prata, ein aus Nord-Indien stammendes Brot, was mit Curry gegessen wird und mit viel Öl zubereitet wird.
Wir setzten uns gemeinsam auf die Stühle vor dem Laden und aßen und redeten. Sehr entspannend. Der Laden selber hat 24 Stunden geöffnet, weswegen er auch nachts zum Beispiel von Taxifahrern frequentiert wird.
Auf dem Weg zu den letzten 2 Stops ging es noch kurz am lokalen Hindu-Tempel vorbei, wo gerade die Götter geweckt wurden – sehr beeindruckende Zeremonie (die wir aber natürlich nicht fotografiert haben).
Vorletzter Stop war das zweite Nationalgericht Singapurs: Katong Laksa!
Vor einigen Jahren gab es mal einen Wettbewerb mit dem britischen Koch Gordon Ramsey, der die drei Nationalgerichte (Chili Crab ist das dritte) nachkochen musste. Er hat nur bei der Krabbe die Jury überzeugen können, bei den beiden anderen hat jeweils der lokale Koch gewonnen. Und bei dem Katong Laksa war das eben der Inhaber dieses Restaurants.
Laksa ist im Grunde genommen ein Nudelgericht mit Krabben und vielen Gewürzen sowie Kokosmilch.
Die Auswahl der Gewürze allerdings ist so krass, dass es uns zu Hustenanfällen gebracht hat. Das Problem: Es tat zwar weh, war aber auch super lecker!
Zum Glück hat Shabnam nur eine kleine Schüssel bestellt und nicht mehr.
Gesättigt und mit roten Köpfen ging es dann mehr oder weniger wieder zum Ausgangspunkt zurück.
Dort gab es eine kleine, in Teeblättern eingepackte, Klebreis-Schwein-Speise, auch wieder traditionelle Peranakan-Küche. Der Laden, in dem diese hier verkauft werden, beinhaltet auch ein Museum über die Peranakan-Kultur und versucht selbige am Leben zu erhalten.
Für uns war (es gab noch eine Nachspeise hinterher) hier aber Ende mit der Tour. Sehr lehrreich, sehr viel zu essen und wirklich zu empfehlen. Für uns ist es immer spannend, eine Kultur durch ihre Küche zu entdecken und das ist uns auch wieder hier gelungen.
So sehr, dass wir die bajuwarischen Verlockungen ohne Probleme links liegen lassen konnten …